Die Krisen der Welt haben eine gemeinsame Wurzel:
Die Überausbeutung der Natur für das Wachstum von Gewinnen und materiellem Wohlstand.
Sie zu beenden verlangt ein komplexeres systemisches Umdenken.
Dieses Wachstum verschlingt immer mehr Ökosysteme, sodass die Treibhausgase weiter steigen, Wälder und Prärien als wichtige Treibhausgassenken verschwinden, ebenso wie viele Arten als Garanten einer lebensfreundlichen Biosphäre.
Abfälle und Emissionen aus Industrie-Produktion und –Produkten werden über den ganzen Planeten verteilt.
Zugleich wächst der Reichtum weniger und die Armut der vielen.
Weil man für das Wachstum 3 bis 5 mal mehr Ressourcen aus dem Ausland benötigt als die Länder selber haben, muss darum Krieg geführt werden.
Für den Glauben an das ewige Wachstum (auf einem endlichen Planeten), sorgen seit 200 Jahren drei Fortschrittstheorien:
- Der Liberalismus, der mit seiner Devise `Unternehmerfreiheit ist alles´ einer grenzenlosen Bereicherung Einzelner und Ausbeutung der Natur das Wort redet.
- Der Marxismus, der die menschliche Arbeit als alleinige Wertschöpferin betrachtet und dabei die hohe Eigenproduktivität der Natur mit ihren vielfältigen Wertschöpfungen völlig ignoriert.
- Der Darwinismus der - mit seinem angeblich natürlichen Prinzip von Fortschritt durch Auslese im Überlebenskampf inmitten einer chaotischen Natur - seit 150 Jahren Rassentheorien und Kriegen zwischen den Völkern eine scheinbar natürliche Basis verschafft und dabei die fundamentale Angewiesenheit jeglichen Lebens auf Symbiose und Kooperation völlig missachtet.
Diese Theorien waren und sind bis heute gegen die „größere Vorsicht“ gerichtet, die der Naturforscher Alexander von Humboldt bereits um 1800, angesichts der dramatischen Folgen der Monokulturen der Kolonialmächte für Natur und Klima in Südamerika, angemahnt hatte.
Seine Sicht der Natur als eigenständiges und überaus produktives und anpassungsfähiges Netz, das vor allem in der Ökosystemforschung präzisiert wurde, ist die Grundlage des skizzierten neuen, komplexeren ökosystemischen Denkens, ohne das die Biosphäre der Erde nicht zu bewahren sein wird.
Im ersten Band von „Die Krisen der Welt: Gesellschaften contra Ökologie“ werden die „Wurzeln“ des antiökologischen Denkens und Handelns herausgearbeitet.
Sie liegen weit zurück in der Geschichte der Formierung von Gesellschaften, werden aber durch antiökologische Theorien und Innovationskonzepte technischer, soziokultureller und genetischer Art beständig modernisiert und aktuell in die Zukunft verlängert.
Zentral ist hierin ein Denken, das allein kurzfristige materielle Vorteile fokussiert, von einer unbegrenzten Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen ausgeht und mittelbare wie langfristige Schadwirkungen der menschlichen Naturveränderung systematisch ausblendet.
Als Beispiel werden die komplexen Folgen der Gentechnik für die Ökologie und das Zusammenleben in Gesellschaften ausführlich analysiert.
Der zweite Band skizziert den erforderlichen gesellschaftlichen Wandel zur „Überwindung“ des antiökologischen Denkens und Handelns:
Zunächst ist auf der Ebene des geistigen Verhältnisses zur Natur, ein Übergang von der zerstückelnden zu einer ganzheitlich-systemischen Natursicht erforderlich, um die Ökosysteme mit ihrem hohem Mehrwert für alles Leben überhaupt anerkennen, fördern und nutzen zu können.
Auf der praktisch-materiellen Ebene wäre dann der Wandel hin zu einer Gesellschaft notwendig und konsequent, die damit beginnt, ihre eigenen natürlichen Ressourcen vor allem in Form der Ökosysteme ausreichend zu schützen und zu fördern und den Nutzen der Ökosysteme höher zu rangieren als die wirtschaftliche Verwertung ihrer geologischen Basis oder Bestandteile.
Alle Menschen wären gehalten, sich als Bestandteil der Lebensgemeinschaften zu erachten, die vor Ort und regional die Ökosysteme als Basis der Biosphäre leistungsfähig - unmittelbar für ihre eigenen Bedürfnisse sowie auch für ganze Volkswirtschaften - machen und erhalten.
Das ginge nicht ohne die Überwindung der Abschottungen der eigentumslosen Bevölkerung gegenüber der natürlichen Basis ihres Lebens, der produktiven Natur, zu denen die Aufklärung des 18. Jh., aufgrund des Obsiegens des naturausbeuterischen Gewinnstrebens und der es legitimierenden Fortschrittstheorien, geführt hat.
Die gedankliche Überwindung des antiökologischen Denkens mündet also logischerweise in einen neuen Zugang zur Natur für alle Menschen, den man der Masse der Menschen im Anschluss an die Revolutionen des 18. Jh. genommen hatte.
Zu denken ist hier vor allem an die Erlangung von Naturbesitz und/oder die Partizipation an Öko-Projekten, in denen Ökosystemförderung für die Allgemeinheit gepaart ist mit der Wiedererlangung einer eigenen, sicheren Basis der Ernährung – was natürlich nur vor Ort in „Bottom up“-Prozessen und geschützt im nationalen Rahmen erfolgen kann und nicht als globale „Top-down“-Agenda und –Strategie.